Vor 125 Jahren wurde die Königliche Biologische Anstalt
auf Helgoland gegründet und die Meeresforschung hat seitdem einen festen Platz
auf der Insel. Daraus entstand später die Biologische Anstalt Helgoland (BAH),
die 1998 Teil des Alfred-Wegener-Instituts wurde. Generationen von
Wissenschaftlern forschen auf Helgoland sowie seit 1924 in der BAH-Zweigstelle
in List auf Sylt über die Ökologie der Küsten- und Schelfmeersysteme. Die
Forschung auf Helgoland und Sylt nimmt mit ihrer langen Tradition und
gleichzeitig zukunftsweisenden Ausrichtung einen führenden Platz in der
europäischen Meeresforschung ein. Anlässlich des Jubiläums lädt die BAH am
Alfred-Wegener-Institut zu einem Tag der offenen Tür ein. Besucher können am
19. Mai auf Helgoland und am 20. Mai auf Sylt exklusiv die Forscher und ihre
Arbeit kennenlernen.
Das 19. Jahrhundert war eine Blütezeit der
Meeresforschung. Charles Darwin und Ernst Haeckel weckten mit ihren
Untersuchungen an bis dahin weitgehend unbeachteten Meeresorganismen das
Interesse von Forschern für das Leben im Meer. Wissenschaftler entwickelten
außerdem zahlreiche neue Methoden und Instrumente, um die Meere und Küsten zu
erkunden. Laborarbeiten auf dem Festland und vereinzelte Expeditionen reichten
Meeresforschern schließlich nicht mehr aus, um notwendige Daten zu gewinnen.
1892 wurde deshalb die Königliche Biologische Anstalt auf
Helgoland gegründet, um fortan als Basis für Meereswissenschaftler aus
Deutschland und der Welt zu dienen. Im Jahr 1924 wurde außerdem für die
Forschung im Wattenmeer auf Sylt eine Zweigstelle eingerichtet, aus der später
die Wattenmeerstation hervorging. Seit 1998 gehört die BAH zum
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
(AWI). Zum 125. Jubiläum der Meeresforschung auf Helgoland wird es für geladene
Gäste am 19. Mai 2017 eine offizielle Festveranstaltung im Aquariumsgebäude
geben. In diesem Rahmen wird auch mit einer Vorschau zum BLUEHOUSE-HELGOLAND
über die geplante Ausstellung im ehemaligen Aquarium informiert. Am 20. Mai
wird es außerdem einen Festakt auf Sylt geben, bei dem auch der „Lister
Austernpfad“ mit Informationen zur Forschung und Geschichte der nordfriesischen
Austern eröffnet wird.
Dass Helgoland und Sylt für die Meeresforschung von
großer Bedeutung sind, zeigte sich bereits vor der Gründung der
Forschungsstationen. Renommierte Wissenschaftler verbrachten im 19. Jahrhundert
viel Zeit auf den Inseln und etablierten sie so als Forschungsstandorte. Der
Naturphilosoph und Meeresbiologe Johannes Müller etwa gilt als Begründer der
Planktonforschung auf Helgoland. Die Nordseeinsel mitten in der Deutschen Bucht
bot ihm dafür die besten Voraussetzungen. Das Felswatt und die über 35
Quadratkilometer große unterseeische Felslandschaft Helgolands beherbergen die
reichste marine Tier- und Pflanzenwelt der deutschen Küste. Der Zoologe Karl
Möbius prägte durch seine Forschung an Sylter Austernbänken um 1870 das
wegweisende Konzept der ökologischen „Lebensgemeinschaft“. Möbius formulierte
auf dieser Basis erste Naturschutzgedanken und machte Vorschläge für eine
nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Viele weitere Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen folgten und brachten neue Erkenntnisse über die Ökologie
der Küsten- und Schelfmeersysteme.
Doch erst mit der Gründung einer wissenschaftlichen
Station konnte die Meeresbiologie mit engem Bezug zur Nordsee und ihrer
Küstengebiete deutlich vorangetrieben werden. Hervorzuheben sind dabei die
einzigartigen Langzeit-Datenreihen zur Meeresforschung. 1962 etwa hat die
tägliche Beprobung des Nordseewassers begonnen. Auch wenn es damals noch
niemand ahnte: In den folgenden Jahrzehnten entstand mit der Messreihe „Helgoland
Reede“ ein Datenschatz, der es Wissenschaftlern erlaubt, Klimaveränderungen und
menschliche Eingriffe in der Nordsee genauer zu analysieren.
Diese Mission ist bis heute gültig. Wichtige
Fragestellungen, die die Meeresforscher auf Helgoland bearbeiten, betreffen
unter anderem die Folgen von menschlichen Eingriffen in das Ökosystem der
Nordsee, die Auswirkungen von Temperatur- und Nährstoffänderungen sowie die
Folgen von Plastikverschmutzung.
An beiden Inselstandorten arbeiten derzeit rund 100
Wissenschaftler und Servicemitarbeiter. Hinzu kommen traditionell zahlreiche
Gastforscherinnen aus dem In- und Ausland, die dort Feldarbeiten und Laborversuche
durchführen. Im „Centre of Excellence in Observational Oceanography“ – einem
Gemeinschaftsprojekt mit der Nippon-Foundation und der Partnership for
Observation of the Global Oceans – werden seit 2013 außerdem jedes Jahr auf
Helgoland und Sylt Stipendiaten aus Schwellen- und Entwicklungsländern in der
interdisziplinären Ozeanografie ausgebildet.
Tag der offenen Tür und Open Ship
Was passiert mit Plastikmüll im Meer? Wie funktioniert
die weltweit längste Plankton-Daueruntersuchung? Und was machen eigentlich
Forschungstaucher? Anlässlich des Jubiläums lädt die BAH am
Alfred-Wegener-Institut zu einem Tag der offenen Tür ein. Besucher können am
19. Mai exklusiv die Forscher der BAH und ihre Arbeit kennenlernen. Kinder
lernen während einer Rallye Spannendes über die Meeresforschung. Die Besucher
erfahren unter anderem, wie sich die Methoden der Planktonbestimmung im Laufe
der Zeit entwickelt haben und können selbst Plankton bestimmen. Sie erfahren
außerdem, wie sich Plastik nach einigen Jahren im Wasser verändert und können
auch hierzu Proben untersuchen. Im Tauchzentrum lernen die Besucher Methoden
und Verfahren des wissenschaftlichen Tauchens kennen. In interaktiven
Mitmach-Aktionen können sie nachempfinden, wie facettenreich die Arbeit unter
Wasser sein kann und was es bedeutet unter erschwerten Bedingungen – wie zum
Beispiel schlechte Sicht und niedrige Temperaturen – mit entsprechender
Ausrüstung Messtechnik zu installieren.
Außerdem öffnet das Forschungsschiff Heincke an diesem
Tag seine Luken für die Besucher. Mit einer Länge von fast 55 Metern ist die
Heincke das zweitgrößte Schiff in der AWI-Flotte. An gut 250 Tagen im Jahr ist
das Schiff auf See und bietet bis zu zwölf Wissenschaftlern einen Platz zum
Leben und Arbeiten. Die Einsatzgebiete der Heincke sind die Nordsee und der
Nordatlantik. Besucher können sich auf dem Forschungsschiff umschauen und die
Brücke, die Kammern, die Labore sowie das Arbeitsdeck kennenlernen. In den
Laboren werden Wissenschaftler die Methoden der Meeresforschung von früher und
heute erläutern.
Tag der offenen Tür AWI Helgoland im Überblick
Wann: 19.05.2017, 14:00 bis 18:00 Uhr
Wo und Was: AWI Helgoland, Gebäude im Südhafen
Ökolabor, Ostkaje 1118 - Vorträge, Laborbesichtigungen,
Führungen, Schülerlabor, Materialversand
Werkstattgebäude am Ökolabor - Wissenschaftliche
Werkstätten, Vorstellung der Industriemechaniker-Ausbildung, Führungen durch
die Haustechnik (um 14:30 und 16:30 Uhr)
Tauchzentrum (Am Binnenhafen 1117) – Wissenschaftliches
Arbeiten unter Wasser
Die Forschungsschiffe Heincke und Uthörn liegen im
Südhafen – Achtung: Open Ship nur 14:30 bis 17:30 Uhr
Tag der offenen Tür AWI Sylt im Überblick
Wann: 20.05.2017, 14:00 bis 18:00 Uhr
Wo und Was: AWI
Sylt, Wattenmeerstation (Hafenstraße 43
25992 List) – 15
Stationen in den Labor- und Kursräumen zum Besichtigen und Experimentieren;
Vorträge im großen Seminarraum; Vorstellung der Mesokosmenanlage und des
„Lister Austernpfad“ auf dem Außengelände, Führungen
Das Forschungsschiff MYA II kann im Lister Hafen
besichtigt werden.
Das komplette Programm zu den beiden Veranstaltungen
sowie Informationen zur Anreise nach Helgoland und Sylt finden Sie unter: https://www.awi.de/125jahrehelgoland.html